Die Umbenennung des Adlhochplatzes in Martha-Wertheimer-Platz wurde im Ortsbeirat einstimmig beschlossen.

„Es war kein einfacher Weg. Bei der Umbenennung eines zentralen Platzes sollten möglichst alle Parteien im Ortsbeirat zustimmen – es eine Person mit besonderer Lebensleistung sein, möglichst aus Frankfurt und mit einem Bezug zu Sachsenhausen. Martha Wertheimer hat alle überzeugt. Gerade in Zeiten von zunehmendem Antisemitismus ist es wichtig, ein Zeichen zu setzen und an die Geschichte zu erinnern, sodass sich dieses Grauen nie wiederholt,“

so Angelika von der Schulenburg, die Initiatorin des Namensvorschlags.

Martha Wertheimer wurde am 22. Oktober 1890 in Frankfurt am Main geboren. Sie war Pädagogin, Journalistin, Schriftstellerin und Sportlerin. Als eine der ersten Frauen promovierte sie an der Johann Wolfgang-Goethe-Universität in Frankfurt. Bereits gegen Ende der Wilhelminischen Zeit engagierte sie sich für das Frauenwahlrecht. Martha Wertheimer lebte in Frankfurt.1935 wurden sie und ihre Schwester Lydia zugunsten „arischer“ Mieter aus ihrem Haus in der Heimatsiedlung in Sachsenhausen vertrieben.

Nach Aufenthalten unter anderem in Leipzig und Berlin kehrte sie nach Frankfurt zurück. Im Jahr 1938 wurde ihr die Leitung der Jugendfürsorge der Jüdischen Gemeinde übertragen. Obwohl Martha Wertheimer in jener Zeit als Jüdin selbst um ihr Leben fürchten musste, setzte sie sich für die Rettung jüdischer Kinder ein und organisierte von Frankfurt ausgehend „Kindertransporte” vorwiegend nach England, die sie zum Teil selbst begleitete. Ihre eigenen Emigrationspläne scheiterten.

Martha Wertheimer rettete durch ihren Einsatz für die Kindertransporte mehr als 10.000 Kindern das Leben. Bisher erinnert lediglich ein Stolperstein in der Heimatsiedlung an Martha Wertheimer und ihre Schwester Lydia.

 „Es geht nicht nur um die Lebensleistung von Martha Wertheimer, sondern auch um ihre Haltung, die tief bewegt, gerade in unserer heutigen Zeit,“

so Schulenburg weiter.

Bei der Begleitung der Kindertransporte hätte Wertheimer in England in Sicherheit bleiben und ihr eigenes Leben retten können. Das aber hätte das Ende der Kindertransporte und den Tod vieler Kinder bedeutet. Obwohl Martha Wertheimer als Jüdin ständig in Lebensgefahr schwebte, arbeitete sie bis zuletzt für die Fürsorge und betreute ein Waisenhaus. Vergeblich bemühte sie sich schließlich um die Emigration für sich und ihre Schwester. Martha und Lydia Wertheimer starben 1942 während ihrer Deportation in das KZ Sobibor.

Mit dieser Umbenennung möchte nun der Ortsbeirat 80 Jahre nach ihrem Tod dafür Sorge tragen, dass Martha Wertheimer nicht vergessen und ihre Geschichte erzählt wird.