Stolperstein-Gedenkfeier in Niederrad 25. Januar 2025 Am 22. Januar 2025 lud die Stadtteilgruppe 5 zu der Stolperstein-Gedenkfeier in Niederrad Treburer Straße um 10.00 ein. Die Lebensgeschichten von 4 Niederräder jüdischen Menschen wurden erinnert und gewürdigt: Dr. Klaire Haymann, Martha Blasius, Gustav und Toni Oppenheimer. Zu Ehren der Kinderärztin Dr. Klaire Haymann kam der Kinderchor der nahe gelegenen Frauenhofschule. Cary Drud, Fraktionsvorsitzender der Grünen im Ortsbeirat 5, der jetzt schon zum 3. Mal eine Stolperstein-Gedenkfeier mit der Stadtteilgruppe 5 im Süden von Frankfurt (Oberrad, Niederrad und Sachsenhausen) organisiert und insbesondere in Oberrad zu jüdischem Leben recherchiert, begrüßte die Teilnehmenden, die vom Babyalter über Eltern der Chorkinder bis hin zur Opa- und Oma-Generation beachtlich viele waren. Danach sangen die 26 Kinder des Grundschulchores 2.-4. Klasse als erstes Lied ein Begrüßungslied „Funga alafia“ mit viel Freude, Stolz und Elan. Die Chorleiterin Frau Vogl begleitete mit ihrer Gitarre bewundernswert bei der Kälte. Robert Gilcher erzählte liebevoll und sensibel den Kindern die Lebensgeschichte von Klaire Haymann. Alle hören aufmerksam zu, auch die Kinder. Die Kinderärztin kommt als engagierte Sozialistin nach Niederrad, um den zahlreichen Arbeiterkindern die dringend notwendige ärztliche Hilfe zu geben, dann kommen die Nationalsozialisten, verbieten ihr die Arbeitsausübung und den Verbleib in dem Haus, vor dem wir stehen, ein Leben mit Flucht, Einschränkungen finanzieller und -besonders schlimm- beruflicher Art, auch in Argentinien, wo sie bis ins hohe Alter lebte. Ich frage mich, kein Aufschrei der Ärzteschaft, kein Aufschrei der Nachbarn? Bei einer solchen Veranstaltung dabei zu sein, ist viel näher und ergreifender als die schrecklichen Tatsachen zu lesen. Ich taumle innerlich zwischen Wut, Trauer und der immer wieder entstehenden Unfaßbarkeit der Nazi-Verbrechen, denke wie viele Menschen heute unter Gewalt-Regimen leiden, was tun, was ist wirksam, um unsere Demokratie erfolgreich zu verteidigen? Schon beginnen die Kinder mit ihrem zweiten Lied „Musik den ganzen Tag“, bevor sie zurück in die Schule gehen. Sie singen so begeistert und inbrünstig, wie ein herzerquickender, lebensbejahender Aufruf an die umstehenden Erwachsenen, die Hoffnung nicht zu verlieren. Robert Gilcher berichtete dann die Lebensgeschichten von Martha Blasius, die sich vor dem Nazi-Terror mit Suizid schützte, und von den Geschwistern Gustav und Toni Oppenheimer, die der Ermordung nicht entfliehen konnten. Alle Stolpersteine wurden während der Darstellung der Lebensgeschichten zum Glänzen gebracht und leuchten jetzt unübersehbar. Großen Dank an Robert Gilcher, die Frauenhofschule mit Chorleiterin Frau Vogl und ihren wunderschön singenden Chorkindern! Gabriele Kocklemus-Jochum